Die seit den 1660er Jahren gewachsenen Verbindungen Rosenmüllers zum Welfenhof (Hannover, Braunschweig-Lüneburg) ermöglichen dem Komponisten eine späte Rückkehr nach Deutschland. Eine offizielle Rehabilitation hat es nie gegeben, dennoch verpflichtet Herzog Anton Ulrich den inzwischen 65-Jährigen als Kapellmeister nach Wolfenbüttel. Offenbar soll Rosenmüller dessen Hofkapelle neu einrichten und sich auch dem Aufbau der Oper widmen. Eine große Wirkung scheint Rosenmüller indes dort nicht mehr zu entfalten, denn außer einem Opernlibretto, für das er mutmaßlich die Musik liefert, ist nichts aus dieser Zeit erhalten. Ob der Herzog sich insgeheim mehr von seinem Kapellmeister erhoffte oder ob er ihm mit diesem Amt eine persönliche Rehabilitation (für die langjährige Versorgung mit vorzüglichen Kompositionen?) zuteilwerden lassen wollte, ist nicht zu klären.
Johann Rosenmüller stirbt in den ersten Septembertagen des Jahres 1684 – und die Sicht auf ihn bleibt auch im Tod ambivalent. Denn zwar scheint es keine großangelegten offiziellen Trauerfeierlichkeiten gegeben zu haben, jedoch existiert noch heute das prächtige Epitaph eines anonymen Stifters, das den Komponisten leidenschaftlich für das würdigt, woran nie ein Makel haftete: seine Musik.
Johann Rosenmüller – der Amphion1 seines Jahrhunderts
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Darum weh! wird dürr der durch den Südwind verheerte Rosengarten!
Jene süße, herzrührende und rosige Weise ist verklungen.
Der Mühle ist Ruhe verkündet! Schweiget!
Erloschen ist die Leuchte, die weit über Europa hin strahlte!
Weine! Weine Wanderer!
Doch mit Maß. Nicht ganz ist er der Totengöttin anheimgefallen.
In seinem edleren Teil lebt er ewig, die Krone der Musik.
(…)
1 Figur aus der griech. Mythologie, magischer Musiker, der Theben mit den Melodien seiner Lyra aufgebaut haben soll. Möglicherweise hatte Amphion ein homoerotisches Verhältnis zu Hermes.